Startseite | Impressum

Der Airedale Terrier und seine Herkunft

von Martin & Petra Reinartz

Textnachweis: Martin & Petra Reinartz # Gartenstraße 5 # 56736 Kottenheim
redline-airedale.com

Airedale Terrier - Die Anfänge 1850 - 1910

Der Airedale war ursprünglich bekannt unter dem Namen "Waterside Terrier" und "Bingley Terrier". Seine Ursprünge lassen sich zurückverfolgen in das Tal der Aire, einem Fluß in der Grafschaft Yorkshire in England. Sein wohl wichtigster Vorfahre dürfte der örtliche rauhaarige Arbeitsterrier gewesen sein. Meist black & tan mit dem für den Arbeitsterrier typischen furchtlosen Temperament und einem ausgeprägten Jagdtrieb. Der Airedale, ursprünglich ein mittelgroßer Hund von ca. 18-20kg, war schon damals untypisch groß für einen Terrier. Das brachte ihm nachher den Namen "King of Terriers" ein. Schon in den Anfängen wurde der Airedale für seine Vielseitigkeit gelobt.

Ca. 1850 begann Mr. Holmes mit der planmäßigen Kreuzung von Otterhound mit dem örtlichen Working Terrier. Ziel war ein größerer, stärker Hund, mit Temperament und Haar eines Terriers und den Qualitäten bei der Wasserarbeit und der Nase des Otterhound. Um die Rasse weiter zu verbessern, wurden auch Collies und Bullterrier eingekreuzt. Wie viele andere Rassen auch waren der Airedale und seine Vorfahren harte Arbeitshunde zu dieser Zeit und ihr Aussehen hat sich rapide verändert in den letzten 150 Jahren. Die Ursache dieser Veränderung ist im Beginn der Hundeausstellungen zu sehen, die den Hund immer mehr vom Gehilfen im täglichen Leben zum Ausstellungsobjekt veränderten. Der Grundsatz "form follows function" blieb leider zu oft auf der Strecke.

Der ursprüngliche Otterhound und sein moderner Nachfahre - größer, schwerer und viel mehr Haar
Als Extrem dieser Entwicklung ist der Bullterrier anzusehen. Es ist schwer nachzuvollziehen, dass es Züchter und Schaurichter gibt, die allen Ernstes glauben, etwas zu verbessern und dabei vollkommen verdrängen, mit welchen gesundheitlichen und wesensmäßigen Problemen die modernen "verbesserten" Hunde zu kämpfen haben. Dieser ursprüngliche English Bullterrier war ein gesunder, athletischer Hund ohne die karikaturgleichen Übertreibungen der modernen Zucht!

Die dritte Rasse, die namentlich in den meisten Quellen erwähnt wird, war der Collie. Wahrscheinlich war es der oft black & tan farbige Arbeitscollie, der bekannt war für seine Leistungsfähigkeit und Intelligenz. Die Tradition Collies im Besonderen mit Windhunden zu kreuzen hat sich bis heute auf den Britischen Inseln erhalten und Greyhound x Collie Lurcher haben einen sehr guten Ruf.

Grundsätzlich jedoch soll der Airedale selbst heute noch ein typischer Terrier sein. Natürlich hat es deutliche Unterschiede in Körperbau und Größe gegeben, was jedoch für auf Arbeitsqualitäten selektierte Hunde weitestgehend normal ist. Allerdings hat keiner der Airedales auch nur annähernd so ausgesehen, wie dies bei manchen modernen Airedales der Fall ist.

Der Airedale ist von seinen Wurzeln her in erster Linie ein Jagdhund und sein bedeutendster Vorfahr, der rauhaarige Arbeitsterrier, war ein klassischer Terrier für die Jagd auf Fuchs und Dachs. Mit der Zeit wandelte sich der Airedale jedoch zu einem größeren, kräftigeren Terriertyp. Ähnlich dem Irish und dem Kerry Blue war er mehr für die Arbeit über der Erde oder als drawdog geeignet. Der Airedale war ein Hund des "kleinen Mannes" und als solcher sollte er natürlich auch des Bedürfnisse befriedigen und sich dessen Möglichkeiten anpassen. Das bedeutet der Hund sollte den Besitz seines Herrn und seinen Herrn selbst schützen ohne jedoch überaggressive zu sein. Er mußte die spielenden Kinder auf der Straße tolerieren und den Bedürfnissen seines Herr gerecht werden, egal ob Ratenbeißen oder Otterjagd. Aus diesen Anforderungen entstanden, ist es kein Wunder, daß der Airedale Terrier in Amerika berühmt wurde als eine der vielseitigsten Rassen überhaupt, mit einem hervorragendem Ruf als Farm- und Jagdhund. Ein sicheres Wesen, Schärfe und Härte gepaart mit viel Jagdverstand, daß sind Eigenschaften, die den Airedale gerade als Jagdhund auf Big Game wie Bär und Puma berühmt gemacht haben.

Während des 1. Weltkrieges wurde der Airedale berühmt für seine Nervenstärke, mentale Härte und seine Loyalität für seinen Herrn. Aus dieser Zeit gibt es etliche Berichte, die Zeugnis geben, wie Airedales das Leben vieler Soldaten retteten und ihre Aufgabe, selbst schwer verwundet noch erledigten. Airedale verrichteten ihre Aufgaben mit Feuer, Rauch und Explosionen in ihrer nächsten Umgebung und suchten nach verwundeten Soldaten oder überbrachten Nachrichten. War Dog - das hat nichts mit einem aggressive oder gefährlichen Hund zu tun. Das sollte und soll der Airedale Terrier nie sein!

1893 soll der erste Airedale nach Deutschland importiert worden sein. Schnell wurde er bekannt und geschätzt für seine Loyalität und seine Arbeitsqualitäten. Wir wissen, daß Airedales in den Anfängen in Deutschland als Jagdhunde auf jedes jagbare Wild geführt wurden. Ja es ist sogar bekannt, daß Airedales ihre deutschen Herren auf dem Balkan und in die Kolonien begleitet haben und auch dort erfolgreich geführt wurden. Besonders bei der Wildschweinjagd bewährte sich der Airedale. Es war die gleiche Kombination, die ihn auch in den USA so erfolgreich sein ließ: Jagdverstand und Schärfe! Dennoch wurde der Airedale in Deutschland mehr und mehr Diensthund. Der Klub für rauhaarige Terrier (der spätere KFT) förderte diese Entwicklung und befürwortete aus diesem Grunde auch die Anhebung der Größen auf 60cm / 23,62 inch. Das war nur nahe liegend, denn der größere Hund entsprach eher den Bedürfnissen der Polizei. Unter Berücksichtigung der vorgenannten Punkte und unter Kenntnis der politischen Situation und der Tatsache, daß um 1910 die ersten Polizeihundevereine gegründet wurden, wundert es nicht, daß die jagdliche Brauchbarkeit in Vergessenheit geriet. Mehr noch empfanden die meisten Züchter den Jagdtrieb eher als nachteilig.

Das Tal der Aire